Sommer 2009
Liebe Missionsfreunde!
Vom winterlich kalten und stürmischen Hochland Boliviens soll euch wiederum ein froher Gruß erreichen, wie immer in der Hoffnung, es möge euch allen soweit gut gehen. Was gibt's Neues aus Esmoraca und Talina zu berichten? Fangen wir bei der Seelsorge an, die ja Herzstück jeder Pfarrarbeit sein soll.
Zu Fuß unterwegs zu meiner Gemeinde im Hochland
An die 80 Mädchen und Jungs in Esmoraca und Mojinete wollen vor meinem Heimaturlaub Mitte September noch Erstkommunion feiern, bzw. gefirmt werden. Diese Zahl läßt sich sehen, da es Esmoraca mit umliegenden Gehöften auf ungefähr nur 60 Familien bringt und Mojinete noch viel kleiner ist. Wie in deutschen Pfarreien ist auch bei uns ein Erstkommunikantenausflug "unverzichtbar". Nur, daß hier, angefangen vom Organisieren des Transportmittels, ein alter Laster soll's sein, der vorm Ausflug aber erst noch repariert werden muß, übers Einkaufen und Menü beim Mittagessen bis hin zum Unterhaltungsprogramm für die Teens, alles letztlich vom Padre bestimmt werden muß. Landpfarreien, die viele Jahre ohne Pfarrer vor Ort waren, sind in unseren Breiten, und das verstärkt noch die "cultura de autoridades" des Hochlands, sehr "Leader, bzw. Pfarrer orientiert". Es braucht so viel Zeit und Geduld, bis Mitarbeiter einmal fähig sind, eigenständig planen und organisieren zu können. Das sich Herumschlagen müssen mit Bagatellen kostet mir natürlich zusätzlich Zeit und Kraft.
Schulfrühstück
Zwei einwöchige Pastoralreisen zu Fuß und mit Rucksack zu einigen unzugänglichen Bergdörfern in Sud Lipez habe ich in den letzten Wochen ebenfalls erfolgreich bewerkstelligt. Sportlicher Höhepunkt war dabei ein siebenstündiger Fußmarsch vom Gehöft Estancia Grande nach Esmoraca, bei dem wir von einem Flusßbett auf 3 000 m Höhe über einen 4 500 m hohen Pass kraxeln mußten. In diesen entlegenen Bergdörfern von Sud Lipez trifft man zwar nicht mehr viele Leute an, doch sind unter den wenigen eben viele alte Menschen, die nicht mehr in die Städte reisen möchten oder können und sich so über den Besuch ihres Pfarrers vor Ort freuen.
Unterwegs zu unzugänglichen Bergdörfer in Sud Lipez
In der Gemeinde Talina stand Mitte Juni das Pfarrfest von Johannes dem Täufer an, was das sonst verlassene Dörflein mit knapp 1000 Besuchern füllte. Viele aus Talina gebürtige, aber in Argentinien arbeitende Besucher waren auch aus dem Großraum von Buenos Aires gekommen, wo die Grippe H1N1 in Südamerika besonders wütet. Doch hatte erfreulicherweise keiner die Krankheit mitgebracht.
Nun zur Infrastruktur, bzw. den Bauvorhaben in den Pfarreien, die für eine erfolgreiche Seelsorge ja auch von Nöten sind.
Den Sendeturm fürs FM-Radio "San Francisco de Asis" und den TV-Kanal 11 haben wir um 10 m erhöht. Man kann unser Radio jetzt im Umkreis von 40 km hören. Radio "San Francisco" zieht hauptsächlich die Jugend an und erleichtert zudem den Informationsfluß in der Pfarrei Esmoraca. Unser TV-Kanal wird interessant werden, wenn das Dorf bald ans Stromnetz angeschlossen sein wird. Dann kaufen sich die Leut' Fernseher. Über unseren einfachen TV-Kanal können wir neben Meßfeiern auch selbst geschnittene Programme senden; eine kleine Videokamera reicht dazu aus. Auf dem jetzt 30 m hohen Sendeturm mußte natürlich ein Blitzableiter installiert werden, der in eine 3 m tiefe Gruppe geerdet wurde. Eisenerz aus unserer Mine "Pueblo Viejo" soll für eine gute Erdung sorgen.
Der zweite Hof vom Pfarrkomplex wird für Katechetentreffen sowie Treffen von Jugendgruppen gerüstet. Die sanitären Einrichtungen sind bald fertig, es fehlen nur noch zwei einfache Schlafsäle.
Was wir 'mal mit der verfallenen Pfarrkirche von Esmoraca machen werden, steht noch in den Sternen geschrieben. Demnächst wird ein Architekt die Kirche in Augenschein nehmen und mitentscheiden, ob Renovierung oder Neubau anstehen. Mitbeachtet werden muß, daß das oberhalb von Esmoraca gelegene Wolfram-Bergwerk, Gold wird nur ganz wenig gefördert, relativ ausgebeutet ist, so daß, falls kein neuer Investor auftaucht, eventuell viele Bergleute wegziehen und das Dorf schrumpfen würde. Und dann wäre es wie in Talina: eine stattliche Pfarrkirche inmitten von Häuserruinen. In Talina wird an einfachen Unterkünften für Pilger und Besucher, die zum Pfarrfest kommen, gebaut. Dies ist ein Projekt aus der Zeit meines dortigen Vorgängers, der damals spurlos verschwunden war, als Zweifel an seiner rechtmäßigen Priesterweihe aufgekommen waren. "P. Daniel" wollte mit vielerlei Initiativen Talina wieder attraktiver machen, um erneut Familien dort anzusiedeln. Unter anderem hatte er kurz vor seinem Abgang eine kleine Universität für Fernkurse gegründet, die dann aber nie funktionierte.
Taufe im Hochland Boliviens
Derweil Talina mit den umliegenden Dörfern schon seit Jahren Strom hat, fiebern wir jetzt in Esmoraca dieser Segnung der Zivilisation entgegen. Pfarrhaus und Kirche sind bereits ans Netz angeschlossen, es fehlt nur noch der Strom in den Leitungen aus Tupiza. Nachdem ein heftiger Wintersturm kürzlich einige Masten umgeknickt hat, auch wir im Pfarrhaus bangten an diesem Tag um unsere Antennen, besonders den Funkbeam, der mir ermöglicht, einfache Emails zu senden und zu empfangen, wird's mit dem Strom noch etwas dauern. Ist er aber einmal da, werden sich unsere Energiekosten um 70% senken. Die Unterhaltung von Lichtgeneratoren ist eben sehr teuer.
Wie immer möchte ich an dieser Stelle allen lieben Freunden in der Heimat ein ganz herzliches Vergelt's Gott sagen, die meine Missionsarbeit treu materiell und spirituell mittragen.
In der Diözese Potosí hat der Bischof aus Krankheitsgründen schon vor einiger Zeit seinen Rücktritt eingereicht, bis ein neuer Oberhirte ernannt wird, bleibt er allerdings im Amte. Als wahrscheinlicher Nachfolger wird sein Weihbischof gehandelt.
Anfang Dezember stehen in Bolivien Wahlen für Bürgermeister, den Kongress bis hin zum Präsidenten an. Bezüglich Politik äußere ich mich in diesem Medium allerdings nicht mehr, meine Briefe sollen ja gut bei euch ankommen . einmal zuhause erzähle ich gerne etwas mehr.
Nach der Messfeier
Auch wenn ich wohl bis zum letzten Tag mit beiden Beinen in meinen Pfarreien stehen muß, freue ich mich nichts desto trotz auf meinen Heimaturlaub. Am 10. September geht es via Lima und Caracas nach Deutschland. Den ersten Besuch werde ich dann dem Patron der Pfarrei Esmoraca abstatten, dem Hl. Franz von Assisi. Und nach der Bundestagswahl freue ich mich aufs Wiedersehen mit vielen von euch. Meine Handy-Nummer wiederhole ich nochmals: 0152 27357306. Am 10. Dezember geht's nach Bolivien zurück, wo mich meine Patenkinder der Abitursklassen der Colegios von Esmoraca und Mojinete wohl sehnlichst erwarten werden, da ich ja deren "padrino de promoción" bin.
"Con saludos cordiales" bis zum baldigen Wiedersehen
Padre Dietmar Krämer
Ermoraca & Mojinete, gehören zur Diözese Potosí
"Die Pfarreien “San Francisco de Asis” von Esmoraca und Mojinete, gehören zur Diözese Potosí in Bolivien, deren Bischof jetzt Monseñor Ricardo Centellas ist."
Missionsspenden
Neue Bankverbindung ab November 2016:
Missionsspenden: zugunsten einer vielseitigen und lebendigen Pfarrarbeit, sowie Instandsetzung bzw. Neubau verschiedener Kapellen. Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist, Pax-Bank Köln Iban: DE29 3706 0193 0021 7330 32 BIC: GENODED1PAX Wichtig mit Vermerk für Padre Dietmar Krämer Bolivien. Sollte es mit der Spendenbescheinigung ‘mal nicht klappen, schickt Frau Bachfeld von der Missionsprokur, Tel.: 02133-869144 oder Email: bachfeld@spiritaner.de auf Anfrage dann die gewünschte Bescheinigung.